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Die ersten Schienen sind da!

Weil der Stadt: Erste Schienen eingetroffen (1. Juni 2022)

Für die Freunde der Nordschwarzwaldbahn hatte es die Nacht vom 1. auf 2. Juni 2022 in sich: Nach 42 Jahren befuhr zum ersten Mal offiziell ein Zug das Gleis hinter dem Bahnhof Weil der Stadt. Das war zwar nur eine Rangierfahrt, aber die brachte wertvolle Fracht: die ersten Schienen für die Sanierung der Bahnstrecke Richtung Calw. Tätig war die Diesellok 7 der Eisenbahn-Servicegesellschaft (ESG), die ihren Betriebsstandort in Bietigheim hat. Im Auftrag der Baufirma Geiger und Schüle aus Ulm brachte sie ein halbes Dutzend Flachwagen, die sie ab dem Bahnhof bis hinter die Brücke Merklinger Straße bis auf Höhe der Hessestraße schob. Dort wartete schon der Zweiwegebagger der Ulmer Gleisbauer, um die nagelneuen Schienen abzuladen.

Geiger und Schüle hat vom Landkreis Calw in Gestalt des Zweckverbandes Hermann-Hesse-Bahn den Auftrag für den Bauabschnitt 1 erhalten. Der beginnt hinter der letzten Weiche (117) von Weil der Stadt und reicht rund zwei Kilometer bis kurz vor den Bahnübergang Steckental. Die Fuhre am 1. Juni brachte den ersten Teil der benötigten Schienen, in der nächsten Nacht kam die zweite Hälfte. Jede Schiene ist 60 Meter lang und wird vom Bagger wie ein Riesenspagetti am Stück heruntergezogen, mit eindrucksvollem metallischem Geräusch. Die Schienen wurden neben dem Gleis abgeladen, so dass nun der Wiederaufbau des Gleiskörpers beginnen kann.

Bei der Transportktion befuhr der Transport die ersten rund hundert Meter des alten Gleises, das dort noch liegt. Es wurde dafür in den Tagen zuvor befahr gemacht, indem die Baufirma etwa jede fünfte alte Holzschwelle durch eine Betonschwelle ersetzte. Das war nur ein Provisorium für die Abladearbeiten, denn wenn jetzt die Sanierung des Oberbaues anläuft, wird auch diese alte Gleis vollends entfernt, so dass der Anschluss an die Weiche der Deutschen Bahn mit neuem Material beginnt. Diese Weiche hatte die DB bereits vor kürzerer Zeit ebenfalls durch ein neues Exemplar ersetzt, wie auch das Hauptgleis 141, auf dem künftig (wieder) die Züge Richtung Calw fahren werden.

Im Baulos 1 ist auch der Bau der neuen Bahnsteige in Weil der Stadt und Renningen enthalten, wobei in Renningen das Stumpfgleis für den Calwer Zug hinzukommt. Auch dafür wurden die Schienen in der Nacht auf 3. Mai dort platziert. Die Bauarbeiten sollen gegen Jahresende 2022 abgeschlossen sein. Für den Einsatz der kommenden Batteriezüge von Siemens wird das neue „Calwer Gleis“ in Renningen, das de facto einen Teil-Wiederaufbau des früheren Gleises 4 bedeutet, außerdem elektrifiziert. Die Bahnsteige erhalten die im Regionalverkehr übliche Normhöhe von 55 Zentimeter und werden jeweils 55 Meter lang. In Weil der Stadt bleibt es dabei, dass die Calwer Züge am Bahnsteig der S-Bahn (Gleis 101) halten sollen, damit dort ein direkter Umstieg möglich ist. Der Hausbahnsteig in Weil der Stadt an Gleis 141, der eine Betriebsanlage im Eigentum des Calwer Zweckverbandes sein wird, dient nur als außerplanmäßige Rückfallebene, falls die S-Bahn so starke Verspätung hat, dass der Calwer Zug nicht bis Renningen fahren darf.

Auch der Bausabschnitt 2 ist bereits vergeben. Er reicht vom Bahnübergang Steckental Weil der Stadt bis zum Bahnübergang Kreisstraße hinter Althengstett. Auch dieses Los enthält sowohl den Gleisbau wie die Anlage der Bahnsteige in Ostelsheim und Althengstett. Dortiger Baubeginn soll Ende Juni 2022 sein. Baulos 3 reicht vollends bis Calw. Hier wird die Ausschreibung noch vorbereitet.


Er kommt um eine halbe Stunde später, aber er kommt: Der Bauzug der ESG trifft in Weil der Stadt ein.

 


Einige Unentwegte erwarten auf der Brücke Merklinger Straße bereits erregt das Geschehen.

 


Etwas nach 23 Uhr ist es soweit: Die Lok hat ihre Wagen unter der Brücke durchgeschoben und steht nun auf dem „Calwer Gleis“!

 


Der Bagger richtet die Abladerutsche ein, dann beginnt mit durchdringendem metallischem Kreischen das Herabziehen der 60 Meter langen „Stahlwürmer“.

 


Hier endet auch schon das alte Gleis – ein letztes Mal blinkt es auf, um seinen Nachfolgern zu dienen.

 


Sauber aufgestapelt: Der Gleisbau Richtung Calw kann beginnen.

 

Fotos: Knupfer

 
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